4. Oktober 2024
Mönchssittich

Der Mönchssittich und seine Mutationen

Der Mönchssittich ist ein südamerikanischer Papagei aus der Familie der eigentlichen Papageien. Neben der Nominatform (Myiospitta m. monachus) werden weitere zwei Unterarten beschrieben, die in den verschiedenen Regionen Südamerikas beheimatet sind.

Der Mönchssittich bildet zusammen mit dem Luchssittich (Myiopsitta luchsi) eine eigene Gattung. Manche Taxonomen halten den Luchssittich mit seinem gelben Bauch für eine weitere Unterart des Mönchssittichs, während andere ihn für eine eigenständige Art halten.[1]

Der Gattungsname kombiniert den altgriechischen Namen mus, der „Maus“ bedeutet, und den neulateinischen Namen psitta „Papagei“. Der Name spielt auf das mausgraue Gesicht und Unterseiten des Mönchsittichs an.

Als einzige Papageienart baut er große Gemeinschaftsnester aus Zweigen. Meist bewohnen fünf bis zehn Paare ein solches Gemeinschaftsnest, wobei jedes Pärchen eine separate Brutkammer bewohnt.

Verbreitung

Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet liegt in Argentinien, Brasilien, Uruguay, Bolivien und Paraguay.

Durch die Menschen ist er – absichtlich oder unabsichtlich – in andere Regionen der Erde eingeschleppt worden (Neozoen).

Wir treffen ihn als Neubürger an in Chile, den USA, in West- und Südeuropa (Großbritannien, Niederlande, Belgien, Frankreich, Deutschland, Portugal, Spanien, Italien und Griechenland) sowie in Israel. Mönchssittiche sind deshalb – neben den Halsbandsittichen – die am weitesten verbreiteten Papageienvögel. Die weltweite Verbreitung der Art im Gefolge der Menschen und deren Großstädte spricht für seine hohe Anpassungs- und Widerstandsfähigkeit.

Ich selbst konnte eine größere Population von Mönchssittichen in Barcelona beobachten. Aufmerksam wird man dabei zuerst durch das typische nähmaschinenartige Geschrei der Vögel. Um sie in den Wipfeln der grünen Platanen der Prachtstraßen von Barcelona entdecken zu können, muss man sich etwas Zeit nehmen. Durch ihre grüne und graue Färbung sind sie sehr gut getarnt und schwer zu entdecken. Am ehesten verraten sie sich im Flug.

Verbreitung Mönchssittic
Verbreitungsgebiet des Mönchssittich - rosa: Verbreitungsgebiet des Luchssittichs

Haltung und Zucht

Er ist in unseren Volieren weitverbreitet und es gibt über sein hochinteressantes Brut- und Sozialverhalten bereits einige interessante Artikel, auch in unserer AZ-Vogelinfo. Deshalb möchte ich hier auf weitere Beschreibungen verzichten.

In menschlicher Obhut sind sie relativ leicht züchtbar. Die Haltung kann im Schwarm mit mehreren Paaren in größeren Volieren erfolgen. Sie gelingt aber auch sehr gut paarweise in kleineren Volieren mit 2 bis 3 m Länge oder in größeren Flugkäfigen. Wenn es um die gezielte Zucht geht, ist die paarweise Haltung das Mittel der Wahl.

Es ist für mich überraschend, dass der Mönchssittich im Ausstellungswesen Deutschlands eine untergeordnete Rolle spielt. Das erkennt man auch daran, dass es für ihn noch keine Artenbeschreibung gibt. Bei der AZ wird er in der Landes- / Bundesgruppe 11 ausgestellt und konkurriert dort hauptsächlich mit Katharinasittichen, Aymarasittichen sowie den verschiedenen Pyrrhura-Arten.

Farbmutationen

Mittlerweile gibt es große Anzahl von Farbmutationen und deren Kombinationen. Auch in dieser Hinsicht gibt es große Ähnlichkeiten zum asiatischen Halsbandsittich. Der Mönchssittich hat sich als enorm „mutationsfreudig“ erwiesen und zeigt inzwischen fast alle bei den Sittichen bekannten Primärmutationen. Im Gegensatz zu den Agaporniden kann man aber hier eine Transmutation durch andere verwandte Arten ausschließen.

Die Mutationsfreudigkeit war auch einer der Hauptgründe, weshalb ich vor ca. 8 Jahren meine Blaustirnamazonen gegen einige Paare Mönchssittiche in Mutation eingetauscht hatte. Auf diese Weise kamen die Primärmutaionen „Blau“, „Pallid“ und „Ino“ in meinen Bestand.

Blau

Die blauen Mönchssittiche gehören zu den sehr häufig gezüchteten Farben. Diese Basismutation bewirkt, dass die gelben Psittacine zu 100 % reduziert werden. Da sich die Melanineinlagerung in den Federn nicht ändert, wird aus dem ursprünglichen Grün ein reines Blau. Die bei der Wildform grauen Bereiche (Stirn, Kehle, Brust und Bauch) und das dunkelgraue bis schwarze Großgefieder bleiben unverändert. Die Mutation vererbt frei rezessiv.

Mönchsittich Blau
Mönchsittich Blau

Pallid

Auch die Mutation Pallid gehört zu den häufig gezüchteten Mutationen. Im Gegensatz zu den Blauen werden hier nicht die Psittacine, sondern die Melanine reduziert, und zwar um ca. 50 %. Das bewirkt, dass die Vögel hellgrün mit einer hellgrauen Brust und einem grauen Großgefieder erscheinen. Auch der Gesamteindruck gegenüber der Wildfarbe ist ca. 50 % heller.

Ino

Die in meinen Augen schönste Mutation des Mönchsittichs ist der Ino. Inos sind schon direkt nach dem Schlupf an ihren hellroten Augen erkennbar. Die Mutation verhindert, dass Melanine gebildet werden können. Das führt dann dazu das Mönchsittiche in Ino komplett leuchtend gelb mit einer weißen Brust, weißem Gesicht und weißem Großgefieder erscheinen. Die Hornteile und Füße sind sehr hell hornfarbig.

In einem Artikel auf der Internetseite der AZ-AGZ-IG Farben und Genetik beschreibt Peter Frenger die Ino-Mutation als einen NSL-Ino (Non Sex Linked-Ino). Das bedeutet, dass die Mutation frei, also unabhängig vom Geschlecht, und rezessiv vererbt.

Meiner Erfahrung nach gibt es jedoch auch die Mutation INO als geschlechtsgebundene Variante, also als SL-Ino (Sex-Linked-Ino). Die SL-Ino Variante ist auch bei anderen Arten wesentlich häufiger aufgetreten als die NSL-Inos. Optisch gibt es keinerlei mir bekannte Unterschiede zwischen den beiden Varianten. Ohne einen wissenschaftlichen Beweis dafür antreten zu können, gehe ich davon aus, dass es sich bei der von uns seit einigen Jahren gezüchteten Inos um Vertreter der SL-Inos handelt. So fallen aus nachweislich spalterbigen Grünen 1,0 immer wieder Inos. Dabei handelte es sich bis jetzt immer nur um Weibchen. Das ist kein Beweis und könnte auch ein Zufall sein. Allerdings sind aus der Verpaarung von einem 1,0 Grün / Ino mit einer 0,1 Pallid Grün inzwischen auch mehrere sehr helle grüne bzw. leicht dunkelgelbe Vögel gefallen, welche sich optisch zwischen den Pallid und den Inos einordnen lassen. Dabei handelt es sich ausschließlich um männliche Tiere. Ich denke vieles spricht dafür, dass es sich dabei um Pallidinos handelt. Das bedeutet das die Vögel sowohl ein Allel für Pallid als auch eines für Ino in sich tragen. Da Pallid definitiv geschlechtsgebunden vererbt – das Allel befindet sich also auf dem Z-Chromosom – muss bei einer Kombination beider Allele auch das INO-Gen auf dem Geschlechtschromosom liegen.

Opalin

Eine weitere sehr interessante Mutation ist der Opalin. Beim allen Opalinen wird durch das mutierte Gen die Einlagerung der Pigmente im Gefieder verändert. Das führt dazu das sich Psittacine (vor allem die roten) im Gefieder ausdehnen und deutlicher sichtbar werden. Da der Mönchssittich keinerlei rote Psittacine besitzt, fällt die Opalin-Mutation hier nicht so spektakulär aus wie beispielweise beim Bourkesittich oder beim Rosellasittich. Der Opalin-Mönchssittich wirkt insgesamt deutlich heller als die Wildform. Vor allem im Rücken und Nackenbereich kommt die gelbe Farbe markant zur Geltung. Auf den ersten Blick kann man die Opaline mit den Pallid verwechseln, allerdings bleibt das Großgefieder (Schwanz und Flügel) dunkel und unverdünnt. Opalin vererbt wie bei allen anderen Arten geschlechtsgebunden rezessiv.

Aqua, Dunkelfaktor, Violettfaktor

Einige weitere mir bekannte Basismutationen beim Mönchssittich sind Aqua, Dunkelfaktor, Violettfaktor. Da ich diese Vögel bis heute nur auf einigen Bildern gesehen habe, möchte ich an dieser Stelle auf die genauere Beschreibung verzichtet.

Kombinationen

Für jeden Mutationsfreund unter den Züchtern ist die Kombination von Basismutationen eine große fast unüberschaubare „Spielweise“. Auch beim Mönchssittich gibt es bereits einige recht interessante Mutations- bzw. Farbkombinationen. Ich möchte an dieser Stelle aber auch darauf hinweisen, dass nicht jede „mögliche Kombination“ auch eine sinnvolle Kombination ist. Bei aller Neugierde und Experimentierfreudigkeit sollte man nie die Vitalität sowie Form und Größe der gezüchteten Vögel aus dem Auge verlieren.

Ein paar der schönsten und interessantesten Kombination möchte ich auf jeden Fall noch erwähnen.

Mönchssittiche Snowwhite und Opalin
Mönchssittiche Snowwhite und Opalin

Die Kombination von Blau und Ino ergibt den klassischen Albino. Korrekter bezeichnet als SL-Ino oder eben NSL-Ino (siehe Erläuterungen zum Thema INO). Die Vögel sind reinweiß mit roten Augen. Als spektakulär sehe ich die Kombination aus Pallid, Opalin und Blau. Die Vögel werden auch als „Snowwhite“ bezeichnet. Die Vögel sind fast ganz weiß mit dunklem Großgefieder. Sie haben eine beindruckende Zeichnung, welche die bekannte Optik der Mönchsittiche deutlich verändert. Ähnliche Ergebnisse bringen auch die Kombination von Opalin mit Aqua mit oder ohne Blau. Die Vögel haben dann noch einen ca. 50 % Rest an gelben Psittacine bei unverändertem Großgefieder. Ebenfalls sehr attraktiv ist die Kombination von Blau mit Violett bzw. dem Dunkel-Faktor. Die Auswirkungen sind vergleichbar mit den Halsbandsittichen. Es handelt sich dabei, um mehr oder weniger dunkelblaue oder violette Vögel mit der bekannten grauen Brust.

Ich hoffe ich konnte mit meinen Ausführungen den einen oder anderen Züchter neugierig machen. Ich glaube der Mönch hat viel Potenzial auch für unser Ausstellungswesen. Es sind auf jede Weise hochinteressante Vögel und dankbare Ausstellungsvögel.

Sven Pukat

Mehr Bilder gibt es auf unserer Hompage www.sittichmutationen.de